Hilft da nur noch Beten?

Was ist das?

Schicksal ist das Ergebnis von dem, was uns begegnet, und dem, was wir daraus schaffen. Darum hat jede Herausforderung ihren Sinn – vorausgesetzt, wir benutzen unsere Sinne, gehen sinnvoll und achtsam mit der Herausforderung um. Unsere natürlichen Selbstheilungskräfte wachsen also mit der Fähigkeit, zu fühlen, wahrzunehmen und unsere Intuition zu benutzen. Dann wird jede „Krise“ zu einer Chance. „Spirituell“ ist die Psychotherapie dann, wenn nicht nur repariert und angepasst wird, sondern wenn Kräfte (wieder-)entdeckt werden, die uns über das hinauswachsen lassen, was wir bisher zu sein glaubten.

Ein Beispiel einer „spirituellen“ Technik werde ich jetzt beschreiben. Früher hätte man so etwas „Selbstmanagement“ genannt. Bei Leuten, die etwas gegen Religion haben, nenne ich es auch so. Es wirkt trotzdem.

Was ist denn Beten?

Eine Zaubermethode. Und zwar, wie ich glaube, die effektivste, die man allein anwenden kann. Man könnte auch Beschwörung, Autosuggestion oder Mantra sagen. Viele Leute glauben, Beten sei etwas Christliches. In Wirklichkeit ist es viel älter und wird in allen Religionen angewendet.
Abschreckung: Als Kinder haben wir gelernt, so zu beten: „Strenger alter Mann, ich habe alles falsch gemacht und bin nichts wert. Aber wenn du mich nicht bestrafst, dann verspreche ich, immer brav zu sein und auf alles zu verzichten, was mir Spaß macht.“ Jetzt machen wir es anders.
Beim Beten ist es egal, ob wir einen Gott, eine Göttin oder die Kosmischen Kräfte anrufen. Hauptsache, wir können uns darunter etwas vorstellen – am besten bildlich. (Zum Beispiel macht es sich gut, in weißem Licht zu baden, oder in silbernem Regen.) Also auch für Atheisten geeignet.

Die Stufen des Gebets

1) Reinigung. Gebete funktionieren nur, wenn man vorher sein Leben in Ordnung bringt. Groll, Verbitterung, alte Verletzungen müssen überwunden werden. Das braucht zwar Geduld, aber fühlt sich sehr gut an. Ohne das Gefühl, dass die Welt ein Jammertal wäre und alle gegen uns wären, lebt es sich einfach angenehmer. Man muß lernen, „grundlos glücklich“ zu sein, jeden Augenblick zu genießen und in jeder Situation aufmerksam zu sein und sich lösen von Dingen und Personen, die einen festhalten. Der Sinn der Sache ist es, möglichst viel Kraft zur Verfügung zu haben, gesund und stark zu werden. Dazu müssen alle Kraftverschwendungen aus dem Leben verschwinden, besonders Süchte (z.B. Drogen, Arbeitssucht). Wer Wünsche hat, sollte möglichst ein Vakuum schaffen: Wer nicht pausenlos arbeitet, hat bessere Chancen, einen neuen Job zu finden. Wer neue Möbel haben will, sollte nicht die Wohnung voll Gerümpel haben, und wer neue Freunde braucht, darf nicht seine Zeit mit uninteressanten Leuten zubringen. Eine gute Voraussetzung ist Freigiebigkeit: Wer bereitwillig Gutes weitergibt (z.B. Anderen eine Freude macht oder Geld für einen guten Zweck spendet), hat bessere Erfolge. Auch Fasten ist ein gutes Mittel.

2) Entspannung. Wer sich hinkniet, den Kopf einzieht und die Schultern verkrampft, bekommt nur schlechte Gefühle. Besser: Stehen, liegen, entspannt sitzen. Tief atmen, Kraft spüren. Sich beruhigen, Muskeln lockern. Das Gebet soll Spaß machen! Wer keine Erfolge hatte, war meist nicht genügend gereinigt oder zu verkrampft, und die Wünsche waren zu fordernd. Grundsätzlich: Die Götter lassen sich nichts befehlen. Wer zu ungeduldig ist, bekommt seine Wünsche auf eine Weise erfüllt, die einen komischen Humor verrät: Wie wäre es, die Million Mark, die man sich gewünscht hat, als Darlehen zu bekommen (15% Zins)? Oder als Schmerzensgeld? Aber keine Angst: Meist passiert das, was uns am besten erzieht.

3) Schutz. Statt zu klagen und zu jammern, müssen wir lernen, uns in einen unangreifbaren Zustand zu versetzen. Kreis ziehen kommt gut, oder ein kurzer Spruch, um uns von der Alltagskonfusion in Konzentration zu bringen. Auch ein Schutzgeist, Engel o.ä. oder eine Schutzhülle aus Licht, die uns überallhin begleitet, tut gute Dienste. Zum Schutz gehören auch Sätze und Vorstellungen, die uns „ganz werden“ lassen. In der hawaiianischen Kahuna-Tradition nimmt man z.B. erst Kontakt zum „Basis-Selbst“ („inneres Kind“) auf, um Zugang zu den intuitiven Kräften zu schaffen.

4) Bejahung. Klare Sätze, evtl. laut ausgesprochen. „Beten heißt nicht, einen unwilligen Gott anzuflehen, sondern sich selbst der göttlichen Bereitwilligkeit aufzuschließen.“ „Das Gebet ist der Gott im Menschen, seine Werke gut erklärend.“ Zu vermeiden ist Jammern und Klagen. Was man erreichen will, sollte man sich als schon eingetroffen vorstellen. Die Götter stellen keine unangenehmen Bedingungen, sondern erfüllen alle Wünsche, die in Übereinstimmung mit dem göttlichen Willen stehen. Bejahen wir im Gebet den göttlichen Plan („Dein Wille geschehe“), dann tun wir das Beste für uns selbst und für die Anderen. „Heil und Segen“ zu wünschen, ist also keine leere Formel, sondern, wenn mit Gefühl gesprochen, ist es ein Segensgebet, das den Segen dann dreifach zu uns zurückbringt. Man kann auch um kleine Dinge bitten: „Ich finde einen Parkplatz“, „Das verlorene Markstück kommt zu mir zurück“. Je öfter man betet, um so besser kommt man in Übung. Und wir können auch Wunder erwarten; nicht die Götter setzen uns Grenzen, sondern wir setzen den Göttern Grenzen, wenn wir nur Schlechtes erwarten. Wir können nach einem richtigen Gebet dem Gott die Einzelheiten überlassen und brauchen ihm keine Vorschriften zu machen, nur „positiv, beharrlich und zuversichtlich bejahen“. Wer will, kann nach guter Übung einzelne Phasen abkürzen: „Wort der Macht“ statt langer Sprüche. (Lateinische oder hebräische Beschwörungen nützen übrigens auch nur dann, wenn man an ihre besondere Wirkung glaubt.) Bildliche Vorstellungen wirken meist am besten, z.B. ein persönlicher Gott, den man direkt ansprechen kann.

5) Vollendung. Man kann mit einer Formel der Bekräftigung das Gebet beenden. Beispiele: „Amen!“, Weißes Licht, „Ich bin Geist und arbeite mit starken, mächtigen geistigen Kräften. Den Forderungen des Geistes muß entsprochen werden und wird jetzt entsprochen!“ „Jetzt ist die Zeit göttlicher Erfüllung.“ Und immer wieder: Danken für alles, was die Götter schon gegeben haben und was jetzt eben neu erfüllt wird.

Mit diesen ersten fünf Stufen kann man schon eine Menge machen. Die drei weiteren Stufen (siehe unten) sind nur sinnvoll, wenn man die ersten fünf Stufen gut beherrscht und noch weiter gehen will. Wer die göttlichen Früchte ernten will, muß sich dafür öffnen. Mögliche Gebete dafür: „Ich bin jetzt aufgeschlossen und für das Gute empfänglich. Ich bin offen und bereit für das Gute, das sich jetzt in meinem Leben offenbart.“ „Ich nehme jetzt alles Gute an, das die Götter mir geben, und die Götter haben unbegrenztes Gutes für mich.“ Denken – Handeln – Warten. Zeit vergehen lassen, damit das Gebet wirken kann. Entwicklungen brauchen Zeit. Realisation: Das Gebet wird erhört, wenn die Antwort kommt. Sie ist leicht zu erkennen: Sie fühlt sich an wie telepathischer Kontakt. Manchmal als sinnliches Erlebnis: Hören, Sehen, Fühlen, Gefühl des Friedens, deutliche Gewißheit, Verstandensein. Wichtige Regel: Nicht darüber reden! (Nur die dümmsten Leute gründen nach einer Vision gleich eine neue Religion.) Nach der Realisation kann viel Zeit vergehen, bis alle Vorbedingungen erfüllt sind. In dieser Zeit kann man sich vorbereiten – z.B. auf ein Wunder. Bedingungen erfüllen heißt z.B.: den Lottoschein ausfüllen, die Bewerbung für den Traumjob abschicken, die Traumwohnung besichtigen. Das Ergebnis kann immer auch anders ausfallen, als wir es uns gewünscht haben. Der göttliche Plan ist weiser als unsere eigene Einsicht. Oft stellt sich erst hinterher heraus, warum es so besser war.

Und hier sind die drei höchsten Stufen des Gebets:

6) Konzentration. Still einen Gedanken oder ein Bild festhalten, Aufmerksamkeit immer dorthin zurücklenken. Einen (kurzen) Satz oder ein Wort still wiederholen (Mantra-Meditation) oder sich ein Bild vorstellen. Hilft gegen Angst, Zweifel, Müdigkeit, Mutlosigkeit. Wer will, kann sie auch im Alltag neben anderen Tätigkeiten fortsetzen. Wichtig: Es muß mühelos gehen und sich gut anfühlen.

7) Thematische Meditation. Sich in den Zustand versetzen, den man erreichen möchte: Gesundheit, Reichtum etc. Dabei aufsteigende Gedanken und Gefühle betrachten, ohne zu verurteilen. Tief atmen.
8) Stille Meditation. Nur dasitzen und leer sein. Gedanken und Gefühle nicht festhalten. „Ich lasse los und überlasse alles den Göttern.“

Übrigens: Vor Gott ist es egal, ob es Gott gibt oder nicht.